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Inhalt
- Cannabis auf Rezept: Was gilt aktuell in Deutschland?
- Wie bekomme ich Cannabis auf Rezept?
- Cannabis-Rezept einlösen: Step-by-Step Guide
- Cannabis auf Rezept: Antrag auf Kostenübernahme
- Wann haben Patient:innen ein Recht auf Kostenübernahme?
- Höchstverschreibungsmengen für Cannabis
- Dronabinol
- Kann sich jeder Cannabis verschreiben lassen
Key Facts
- Einfachere Verschreibung – Seit dem 1. April 2024 fällt medizinisches Cannabis unter das Medizinal-Cannabisgesetz (MedCanG). Ärzt:innen können es ohne Sondergenehmigung verschreiben.
- Keine festen Indikationen – Ärzt:innen entscheiden individuell, ob eine Cannabis-Therapie medizinisch sinnvoll ist, etwa bei chronischen Schmerzen, neurologischen oder psychischen Erkrankungen.
- Kassen- oder Privatrezept – Gesetzlich Versicherte können eine Kostenübernahme beantragen, während ein Privatrezept ohne Genehmigung erhältlich ist, aber selbst bezahlt werden muss.
- E-Rezepte verpflichtend – Cannabis-Rezepte werden nur noch elektronisch ausgestellt und können per App, Gesundheitskarte oder QR-Codeeingelöst werden.
- Kostenübernahme oft schwierig – Rund 60 % der Anträge bei Krankenkassen werden genehmigt, der Rest erfordert einen Widerspruch oder muss privat finanziert werden.
Cannabis auf Rezept: Was gilt aktuell in Deutschland?
Seit dem 1. April 2024 unterliegt medizinisches Cannabis in Deutschland nicht mehr dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG), sondern dem neuen Medizinal-Cannabisgesetz (MedCanG). Dadurch ist die Verschreibung für Ärztinnen und der Zugang zu Cannabistherapien für Patientinnen vereinfacht worden. Jeder niedergelassene Ärztin (außer Zahnärzt:innen) kann Cannabis verschreiben, sofern medizinische Gründe vorliegen. Dazu gehören Cannabisblüten, Extrakte und andere cannabinoidbasierte Medikamente, die als reguläre Arzneimittel gelten.
Bei Cannabis-Therapien kann es sinnvoll sein, auf Ärzt:innen einer Telemedizin-Plattform zu setzen, da sie oft spezialisiert auf medizinisches Cannabissind, eine schnelle und unkomplizierte Beratung per Videosprechstunde und Online-Fragebogen ermöglichen und den gesamten Prozess von der Erstverschreibung bis zur Folgeverordnung effizient begleiten können.
Wie bekomme ich Cannabis auf Rezept?
Cannabis auf Rezept kann sich jede:r verschreiben lassen, der oder die eine medizinische Notwendigkeit nachweisen kann.
Ob eine Cannabis-Therapie sinnvoll ist, entscheiden die behandelnden Ärztinnen in enger Abstimmung mit den Patientinnen. Es gibt keine festgelegten Indikationen, das heißt, Ärzt:innen entscheiden individuell, ob eine Cannabis-Therapie medizinisch sinnvoll ist. Dabei wird geprüft, ob andere Behandlungen bereits versucht wurden und ob Cannabis eine nachweisbare Linderung der Beschwerden erwarten lässt.
Häufig wird es eingesetzt bei chronischen Schmerzen, neurologischen Erkrankungen (z. B. Multiple Sklerose, Epilepsie, Parkinson), Schlafstörungen,psychischen Beschwerden (z. B. Angststörungen, Depressionen, ADHS) sowie Appetitlosigkeit und Übelkeit im Rahmen von Krebs- oder HIV-Therapien. Durch Cannabis wird in den seltensten Fällen eine Heilung erreicht – allerdings können Beschwerden gelindert und die Lebensqualität gesteigert werden.
Patientinnen haben zwei Möglichkeiten
- Kassenrezept: Gesetzlich Versicherte können einen Antrag auf Kostenübernahme bei der Krankenkasse stellen, der individuell geprüft wird.
- Privatrezept: Lassen sich die Patient:innen das Cannabis-Rezept als Privatrezept ausstellen, müssen sie die Kosten selbst tragen. Wer die Kosten selbst trägt, erhält das Rezept ohne Genehmigung der Krankenkasse.
Mit der Gesetzesänderung wurde auch die elektronische Verschreibung (E-Rezept) verpflichtend, sodass Cannabis-Rezepte nun digital ausgestellt und in Apotheken eingelöst werden können.
Cannabis-Rezept einlösen: Step-by-Step Guide
Bei Grüne Blüte kannst du in nur 5 Schritten dein Cannabis-Rezept einlösen – einfach, online, schnell.
1) Rezept hochladen
Im Upload-Bereich kannst du ganz bequem dein gültiges Cannabisrezept als Scan oder Foto hochladen. Um eine problemlose Kommunikation zu ermöglichen, kannst du dort außerdem eine Telefonnummer und E-Mail-Adresse hinterlegen.
2) Live-Bestand checken für verschriebenes Cannabisprodukt
Wenn du magst, kannst du bereits vorab auf unserer Seite Cannabis Live-Bestand prüfen, ob das Arzneimittel, das dir für deine Cannabistherapie verschrieben wurde, bei uns vorrätig ist.
3) Angebot erhalten
Wir prüfen dein Rezept und senden dir per E-Mail ein unverbindliches Angebot mit weiterführenden Informationen. Nach deiner Bestätigung über den Link in der E-Mail sind deine Arzneimittel für dich reserviert.
4) Rezept einsenden
Du erhältst von uns eine E-Mail mit der Auftragsbestätigung und Zahlungsinformationen. Außerdem wirst du gebeten, das Rezept oder die Bestellbestätigung des Telemediziners hochzuladen.
Hinweis: Der Versand erfolgt erst nach erfolgreicher Prüfung deines Rezepts und eingegangener Zahlung.
5) Lieferung
Deine Arzneimittel werden per DHL oder DHL Express verschickt und kommen in der Regel innerhalb von 1–2 Werktagen nach Eingang des Rezepts bei dir an.
Cannabis auf Rezept: Antrag auf Kostenübernahme
Nachdem der Arzt oder die Ärztin die Verordnung von medizinischem Cannabis empfohlen hat, können Patient:innen einen Antrag auf Kostenübernahmebei der Krankenkasse stellen. Der Antrag erfolgt schriftlich und formlos. Der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin muss dafür außerdem einen Arztfragebogen zu Cannabinoiden nach § 31 Abs. 6 SGB V ausfüllen. Dieser enthält 10 Fragen und wird dem Antrag an die Krankenkasse beigelegt.
Ein Antrag auf Kostenübernahme von medizinischem Cannabis muss gut begründet sein. Das ist mitunter nicht ganz einfach, da es in einigen Bereichen noch nicht ausreichende belastbare Studien zu medizinischem Cannabis gibt. Lies in unserem weiterführenden Artikel zu dem Thema, was du beim Antrag auf Kostenübernahme beachten solltest.
Wann haben Patient:innen ein Recht auf Kostenübernahme?
Ob die Kosten der Behandlung mit medizinischem Cannabis übernommen werden, entscheidet die Krankenkasse. Als Grundlage dient § 31 Abs. 6 im Fünften Sozialgesetzbuch (SGB 5).
Demnach haben Versicherte mit schwerwiegenden Erkrankungen unter folgenden Voraussetzungen Anspruch auf die Versorgung mit getrockneten Cannabisblüten, Cannabisextrakten oder cannabisbasierten Fertigarzneimitteln:
1) Wenn eine allgemein anerkannte, dem medizinischen Standard entsprechende Leistung- nicht zur Verfügung steht oder
- „im Einzelfall nach der begründeten Einschätzung der behandelnden Vertragsärztin oder des behandelnden Vertragsarztes unter Abwägung der zu erwartenden Nebenwirkungen und unter Berücksichtigung des Krankheitszustandes der oder des Versicherten nicht zur Anwendung kommen“ kann.
2) Es besteht „eine nicht ganz entfernt liegende Aussicht auf eine spürbare positive Einwirkung auf den Krankheitsverlauf oder auf schwerwiegende Symptome“.
Eine Ablehnung darf laut Gesetz nur in begründeten Ausnahmefällen erfolgen. Da die Voraussetzungen recht allgemein formuliert sind, liegt die Entscheidung darüber in der Praxis aber im Ermessensspielraum der Krankenkasse. Bei Ablehnung kann es gegebenenfalls Sinn ergeben, Widerspruch einzulegen.
Bewilligungsfristen für Kostenübernahme von medizinischem Cannabis
Bei Anträgen im Rahmen einer Palliativversorgung muss die Krankenkasse innerhalb von 3 Tagen eine Entscheidung fällen. Andernfalls hat sie in der Regel 3 Wochen nach Eingang des Antrags Zeit, um über die Kostenübernahme zu entscheiden. Häufig beauftragen die Krankenkassen auch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MdK) mit der Prüfung. In diesem Fall verlängert sich die Frist auf insgesamt 5 Wochen.
Kostenübernahme von medizinischem Cannabis: Wie sieht es in der Praxis aus?
Seit 2017 wurden von rund 70.000 Kostenübernahmeverfahren knapp 60 Prozent genehmigt (Stand: Mai 2021). Im Unterschied zu den gesetzlichen Versicherern besteht bei den privaten Krankenkassen kein Genehmigungsvorbehalt. Heißt: Auch hier können Anträge abgelehnt werden, aber die Hürden für eine Kostenübernahme sind womöglich niedriger. Das ruft von einigen Seiten Kritik hervor, da gerade schlechter situierte Patienten oftmals nicht die Möglichkeit haben, die Therapie selbst zu bezahlen und demnach auf eine Übernahme der Kosten angewiesen sind.
Höchstverschreibungsmengen für Cannabis
Seit der gesetzlichen Änderung im April 2024 gibt es keine festgelegte Höchstverschreibungsmenge mehr für medizinisches Cannabis. Menge und Häufigkeit der Verordnung liegen nun vollständig im Ermessen der behandelnden Ärztinnen. Dennoch orientieren sich viele Medizinerinnen weiterhin an den früheren Vorgaben der Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung (BtMVV) als Richtwert.
Dronabinol
Neben Cannabisblüten und Cannabisextrakten, die jeweils eine Vielzahl verschiedener wirksamer Substanzen enthalten können, sind in Deutschland auch Cannabinoide als Einzelwirkstoffe zugelassen. Einer davon ist Dronabinol, dessen Wirkstoff THC entspricht. Dronabinol wird meist synthetisch, also ohne die Cannabispflanze, oder halbsynthetisch hergestellt.
In Deutschland ist Dronabinol nur als Rezepturarzneimittel verfügbar. Das heißt, es wird in der Apotheke eigens in der richtigen Dosierung angemischt. In der Regel handelt es sich dabei um eine ölige Lösung, die tropfenweise oral eingenommen wird.
Dronabinol verschreiben lassen: Für wen empfiehlt es sich?
Dronabinol wird zum Beispiel begleitend zu Chemotherapien eingesetzt, da es antiemetisch wirken, also Brechreiz mindern und Erbrechen verhindern kann. Bei Aids-Patienten soll es gegen Gewichtsverlust und Appetitlosigkeit helfen.
Auch bei bestimmten Arten von chronischen Schmerzen könnte Dronabinol Wirkung zeigen: In einer Studie mit Multiple-Sklerose-Patienten zeigte sich durch Dronabinol eine signifikante Verbesserung sogenannter zentraler Schmerzen.
Kann sich jeder Cannabis verschreiben lassen?
Die Behandlung mit medizinischem Cannabis könnte für einige Patient:innen großes Potenzial bieten. Gleichzeitig wäre es ein Fehler, Cannabis als Patentlösung zu sehen. Genau wie bei jedem anderen Medikament ist die Behandlung in manchen Fallen mehr, in anderen weniger sinnvoll.
Vorteile, Risiken, Wirkungen und Nebenwirkungen von medizinischem Cannabis sollten im Einzelfall genau abgewogen werden. Ob letzten Endes Cannabis oder eine andere Behandlungsoption empfohlen wird, entscheiden die behandelnden Ärztinnen im engen Dialog mit den Patientinnen.
Quellen
Randomisierte kontrollierte Studie zu Dronabinol bei MS-Patienten mit zentralen Schmerzen: Does the cannabinoid dronabinol reduce central pain in multiple sclerosis? Randomised double blind placebo controlled crossover trial (Svendsen, Jensen, Bach, 2004)
Verordnung über das Verschreiben, die Abgabe und den Nachweis des Verbleibs von Betäubungsmitteln (Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung - BtMVV)Pressemitteilung des Instituts für Suchtforschung der Frankfurt University of Applied Sciences: "Cannabis-als-Medizin"-Gesetz: Bundestagsabgeordnete und Wissenschaftler*innen fordern Nachbesserungen