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Inhalt
- Medizinisches Cannabisöl: Was sind Vollspektrum-Extrakte?
- Ethanol-Extraktion oder CO2-Extraktion: So funktioniert die Herstellung von medizinischem Cannabisöl
- Medizinische Cannabis-Extrakte oder lieber Cannabisblüten? Wann sich welches Medikament eignen könnte
- Medizinisches Cannabisöl aus der Apotheke: Wie ein Therapieplan aussehen könnte
- Können Cannabisblüten und ein Cannabisextrakt in Kombination verschrieben werden?
- Medizinisches Cannabisöl aus der Apotheke: Unter welche Vorgaben fällt das Cannabisrezept?
- FAQ
Key Facts
- Mittels schonender Extraktionsverfahren können Cannabisöle mit einem breiten Spektrum an Cannabinoiden und Terpenen hergestellt werden.
- Die Anwendung von medizinischem Cannabisöl kann etwa dann sinnvoll sein, wenn die Wirkung etwas verzögert eintreten darf, aber länger anhalten soll.
- THC-Öl ist in Deutschland nur mit einem ärztlichen Rezept legal zu bekommen.
- Medizinisches Cannabisöl mit THC ist in der Apotheke erhältlich – jedoch nur mit Rezept.
Seit der medizinischen Cannabis-Legalisierung 2017 dürfen Ärzt:innen ohne Sondergenehmigung THC-Öl verschreiben. In Deutschland dürfte den meisten Menschen vor allem sein kleiner Bruder, das CBD-Öl, bekannt sein, welches frei erhältlich ist. Cannabisöl ist wegen seines THC-Gehalts dagegen verschreibungspflichtig und nur in der Apotheke zu bekommen. Welche Eigenschaften Cannabisextrakte haben, für wen sie geeignet sein könnten und wie sie angewendet werden – all das erfährst du hier.
Medizinisches Cannabisöl: Was sind Vollspektrum-Extrakte?
Hinweis: Cannabisöl wird pharmazeutisch als Cannabisextrakt bezeichnet. Beide Begriffe werden also synonym verwendet und beschreiben dasselbe Medizinprodukt.
Vollspektrum-Cannabisextrakte sind Öle, die durch schonende Extraktionsverfahren gewonnen werden und das breite Cannabinoid- und Terpenprofil der Cannabispflanze weitgehend bewahren. Sie enthalten neben THC und CBD auch weitere Cannabinoide sowie Terpene, was den sogenannten Entourage-Effekt begünstigt. Damit unterscheiden sie sich von isolierten Cannabis-Einzelwirkstoffen wie Dronabinol, das reines THC enthält.
Ethanol-Extraktion oder CO2-Extraktion: So funktioniert die Herstellung von medizinischem Cannabisöl
Um Cannabisprodukte wie medizinische Cannabisextrakte herzustellen, müssen die Cannabinoide und Terpene aus der Cannabispflanze extrahiert werden. Dafür benötigt man ein Lösungsmittel, meistens CO2 oder Ethanol, welches nach abgeschlossener Extraktion wieder vollständig vom entstandenen Cannabisöl getrennt wird.
Da die CO2-Extraktion zwar aufwendig, aber sehr schonend ist, gilt sie zur Herstellung von medizinischem Cannabisöl als besonders empfehlenswert. Übrigens: Um Kaffee zu entkoffeinieren, wird das gleiche Verfahren angewandt.
Je breiter das Spektrum an enthaltenen Wirkstoffen, desto eher können Patient:innen bei der Anwendung des Cannabisöls vom sogenannten Entourage-Effekt – einer Wechselwirkung von Cannabinoiden und Terpenen – profitieren.
Medizinische Cannabis-Extrakte oder lieber Cannabisblüten? Wann sich welches Medikament eignen könnte
Ob die orale Einnahme von medizinischem Cannabisöl mit THC oder das Inhalieren von Cannabisblüten: Welche Darreichungsform von Medizinalcannabis sich besser eignet, ist von Fall zu Fall unterschiedlich.
Medizinisches Cannabisöl lässt sich im Vergleich zu Cannabisblüten leichter dosieren und diskreter anwenden. Zwar setzt seine Wirkung im Gegensatz zum beinahe sofortigen Wirkeintritt beim Cannabis verdampfen verzögert ein, kann dafür aber deutlich länger anhalten.
Allerdings sollte bedacht werden, dass die Bioverfügbarkeit bei der oralen Einnahme des medizinischen Cannabisöls geringer ist als beim Vaporisieren medizinischer Cannabisblüten.
Etwa bei Schlafstörungen kann medizinisches Cannabisöl geeigneter sein als Cannabisblüten, da es eine besonders lang anhaltende Wirkung hat. Wer hingegen ein Medikament zur akuten Schmerzbehandlung sucht, könnte stattdessen mit der Inhalation von Cannabisblüten medizinischer Cannabissorten besser beraten sein.
Nicht zuletzt müssen bei der Wahl gegebenenfalls auch gesellschaftliche Faktoren beachtet werden. So liegt es in der Historie von Medizinalcannabis, dass dessen Inhalation, etwa am Arbeitsplatz oder in der Öffentlichkeit, mit Stigmata behaftet ist. Die Entscheidung, ob im individuellen Fall medizinische Cannabisblüten oder aber ein Cannabisöl aus der Apotheke geeigneter sind, sollten Patient:innen und Ärzt:innen letztlich in enger Absprache treffen.
Medizinisches Cannabisöl aus der Apotheke: Wie ein Therapieplan aussehen könnte
Therapiepläne mit medizinischem Cannabisöl können ganz unterschiedlich aussehen und sollten in Absprache mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin genauestens auf den oder die Patient:in abgestimmt werden. Eines der vielen möglichen Szenarien kann eine Startdosis von 2,5 bis 5 mg THC beinhalten, die in Titrationsschritten von 2,5 mg THC langsam erhöht wird. Ist die individuelle Optimaldosis an Cannabisöl gefunden, kann sie einmal täglich eingenommen oder auf bis zu drei Einzeldosen aufgeteilt werden.
Können Cannabisblüten und ein Cannabisextrakt in Kombination verschrieben werden?
Ja, Ärzt:innen können verschiedene medizinische Cannabisprodukte – also auch Cannabisblüten und Cannabisextrakt – in Kombination verschreiben. Die Kombination kann sinnvoll sein, wenn unterschiedliche Anwendungsformen benötigt werden, etwa zur schnellen Linderung akuter Beschwerden durch Inhalation von Blüten und für eine länger anhaltende Wirkung durch oral eingenommene Extrakte.
Medizinisches Cannabisöl aus der Apotheke: Unter welche Vorgaben fällt das Cannabisrezept?
Ganz egal, ob Cannabis auf Rezept verschrieben und dessen Kosten nach Antrag auf Kostenübernahme von der Krankenkasse übernommen wird oder Cannabis auf Privatrezept verordnet wird: Die Nutzung von Betäubungsmittelrezepten (BtM-Rezepten) für Cannabis als Medizin ist seit dem 1. April 2024 nicht mehr erforderlich. Ärztinnen und Ärzte können medizinische Cannabisprodukte (zum Beispiel Blüten oder Extrakte) nun auf dem regulären eRezept ausstellen.
Seit der gesetzlichen Änderung im April 2024 gibt es für medizinisches Cannabis keine feste Höchstverschreibungsmenge mehr. Wie viel verschrieben wird und wie oft, entscheidet nun allein die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt. Trotzdem halten sich viele Mediziner:innen noch an die früheren Vorgaben der Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung (BtMVV) als Orientierung.
Außerdem muss bei der Verschreibung von Cannabisextrakten auf dem Rezept vermerkt sein, wie viel Milligramm THC und CBD pro Milliliter das Medizinprodukt enthält und welche Menge von THC über das vorliegende Rezept insgesamt verschrieben wird. Nur bei korrekten und vollständigen Angaben ist das Rezept für medizinisches Cannabisöl in der Apotheke gültig.
Das Cannabis-Rezept einlösen kannst du dann ganz gewohnt in jeder Apotheke, ob vor Ort oder online. Spezialisierte Cannabis Apotheken stehen dir in Sachen Angebot und Beratung gerne besonders unterstützend zur Seite.
FAQ
Gibt es einen Unterschied zwischen Breitspektrum- und Vollspektrum-Cannabisextrakten?
Ja, den gibt es. Breitspektrum-Cannabisextrakte und Vollspektrum-Cannabisextrakte sind nicht dasselbe.
- Vollspektrum-Extrakte enthalten alle natürlichen Pflanzenstoffe, darunter Cannabinoide (wie THC und CBD), Terpene und Flavonoide. Dadurch bleibt der sogenannte Entourage-Effekt erhalten, bei dem die Stoffe synergistisch wirken.
- Breitspektrum-Extrakte enthalten ebenfalls viele pflanzliche Inhaltsstoffe, jedoch in der Regel kein oder nur sehr wenig THC. Sie können daher eine Alternative für Menschen sein, die THC vermeiden möchten, aber trotzdem von anderen Cannabinoiden und Terpenen profitieren wollen.
Ist Dronabinol ein Cannabisextrakt?
Dronabinol ist kein Cannabisextrakt, sondern ein synthetisch oder halbsynthetisch hergestelltes THC (Delta-9-Tetrahydrocannabinol). Es wird entweder aus natürlichen Cannabinoiden isoliert oder im Labor synthetisiert und als reiner Wirkstoff in medizinischen Präparaten verwendet. Im Gegensatz zu Vollspektrum- oder Breitspektrum-Cannabisextrakten, die ein breites Spektrum an Cannabinoiden und Terpenen enthalten, besteht Dronabinol ausschließlich aus THC und entfaltet seine Wirkung ohne den sogenannten Entourage-Effekt, der durch das Zusammenspiel verschiedener Pflanzenstoffe entsteht.
Wie nimmt man THC-Extrakt zu sich?
THC-Extrakt kann auf verschiedene Weise eingenommen werden. Am häufigsten wird es als Öl oder Tropfen oral eingenommen, entweder direkt geschluckt oder unter die Zunge getropft, wo es schneller wirkt. Für eine noch schnellere Wirkung kann THC-Extrakt auch mit einem geeigneten Vaporizer inhaliert werden. Die Wahl der Methode hängt von der gewünschten Wirkungsdauer und individuellen Bedürfnissen ab. Da Dosierung und Anwendung je nach Person unterschiedlich sein kann, solltest du die Einnahme immer mit deiner behandelnden Ärztin oder deinem behandelnden Arzt besprechen.