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Key Facts
Die Kulturgeschichte der Cannabispflanze beginnt etwa um 10.000 vor Christus in Ostasien, dem heutigen China. Im Laufe ihrer Geschichte wurde die Hanfpflanze unter anderem zur Fasergewinnung genutzt – und mit Beginn der Historie von Medizinalcannabis auch als Heilpflanze.
Heute kann Cannabis bei Schmerzen, so etwa auch gegen Kopfschmerzen und bei Migräne eingesetzt werden und ist als Begleittherapie bei Krebs etabliert, da es die Nebenwirkungen einer Chemotherapie lindern kann.
Gerade wenn Cannabis als Medizin verwendet werden soll, sind der Anbau und die Verarbeitung der Hanfpflanze höchst komplex. Der Weg vom Cannabissamen über die Pflanze bis hin zum fertigen Medizinprodukt ist also lang – aber kann sich auszahlen.
Im alltäglichen Sprachgebrauch versteht man unter einer Hanfpflanze in der Regel eine Pflanze, deren Erzeugnisse als Nutzhanf Anwendung finden, also CBD-lastig und nicht berauschend sind. Gleichzeitig gilt die Cannabispflanze landläufig oft als THC-dominante Pflanze.
Die Annahme, dass man eine biologische Unterscheidung zwischen Cannabispflanzen und Hanfpflanzen treffen könnte, ist jedoch ein Trugschluss. Alle Cannabissorten haben ihren Ursprung in der Cannabis sativa, können aber die unterschiedlichsten Cannabinoid- und Terpenprofile aufweisen.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Unterscheidung zwischen „Cannabispflanze“ und „Hanfpflanze“ ist biologisch nicht gegeben, hat sich im Sprachgebrauch aber etabliert.
Bei Medizinalcannabis handelt es sich nicht um die Erzeugnisse spezieller medizinischer Cannabissorten, sondern um die Produkte von Cannabispflanzen, deren Anbau und Verarbeitung unter besonders strengen Kontrollen stattfindet. Damit wird unter anderem ein stabiles Cannabinoid- und Terpenprofil sowie eine Schadstoffunbedenklichkeit gewährleistet.
Da Cannabispflanzen sogenannte zweihäusige Pflanzen sind, gehören sie in der Regel entweder dem weiblichen oder männlichen Geschlecht an.
Die weiblichen Hanfpflanzen verfügen über eine höhere Konzentration von Cannabinoiden als männliche Hanfpflanzen und produzieren die gewünschten Cannabisblüten. Daher werden beim Anbau von Cannabispflanzen häufig feminisierte Cannabissamen vorgezogen, also Samenmischungen, die ausschließlich weibliche Hanfpflanzen hervorbringen. Die männliche Hanfpflanze ist dagegen wichtig für die Vermehrung der Cannabispflanze und die Züchtung neuer Cannabissorten, der sogenannten Kultivare.
Die Cannabispflanze ist eine einjährige Pflanze, durchläuft also nur eine Vegetationsperiode, bevor sie abstirbt. Damit hat die Hanfpflanze ein eher kurzes Leben, bildet in dieser Zeit aber – je nach Geschlecht und Wuchsbedingungen – viele Pollen, Samen oder Cannabisblüten aus.
Innerhalb dieser Vegetationsperiode durchläuft die Cannabispflanze folgende vier Lebensstadien:
Nicht nur optimale Anbaubedingungen, sondern auch die Verarbeitung der Cannabispflanze beeinflussen die Qualität des fertigen Cannabisproduktes entscheidend.
Naturgemäß hängen die Verarbeitungsschritte auch vom gewünschten Endprodukt ab. Wenn Cannabis auf Rezept verschrieben wird, kann dies nämlich nicht nur in Form von medizinischen Cannabisblüten, sondern auch als Cannabisextrakt oder cannabinoidbasiertes Arzneimittel erfolgen. Die folgenden vier Schritte sollten jedoch bei jedem Qualitätsprodukt durchgeführt werden:
Bei der Ernte wird durch einen Grobschnitt zunächst der obere Teil der weiblichen, blühenden Cannabispflanzen für die weitere Verwendung abgetrennt.
Entscheidend ist der richtige Zeitpunkt der Ernte: Er entscheidet über Potenz und Ertrag der Cannabispflanze. Bei den meisten Cannabissorten ist das Zeitfenster für die Ernte kurz und beträgt allenfalls ein paar Tage. Durch Tests kann der optimale Zeitpunkt für die Ernte gefunden werden. Im Gegensatz zum Anbau unter freiem Himmel gibt der Indoor-Anbau maximale Kontrolle über die Anbaubedingungen.
Nun müssen die Cannabisblüten weiterverarbeitet werden, indem man sie trimmt, was auch als Maniküre bezeichnet wird. Beim Trimming werden die Fächerblätter, Zuckerblätter und sonstige störende Teile um die Blüte herum entfernt, sodass an den Stängeln nur noch die Blüten zurückbleiben.
Neben einem intensiven Aroma sorgt das Trimming für einen sanften Rauch und eine höhere Potenz des Endprodukts.
Das Trimming kann sowohl im Nass- als auch im Trockenzustand erfolgen. Im Nasszustand findet das Trimming direkt nach der Ernte, also noch vor dem Trocknen statt. Das hat den Vorteil, dass die Cannabisblüten leichter zu handhaben sind. Beim Trimming im Trockenzustand werden die Cannabisblüten zuvor getrocknet.
Bei der Trocknung werden die Stängel mit den Cannabisblüten für einige Tage kopfüber in einem speziellen Trockenraum aufgehängt. Eine optimale Trocknungsgeschwindigkeit ist für die Qualität des späteren Cannabiserzeugnisses genauso entscheidend wie der Grad der Trocknung.
Nach der Trocknung sind die Blüten der Cannabispflanze von außen zwar trocken, von innen aber noch immer feucht. Beim Curing handelt es sich um einen passiven Fermentationsprozess, bei dem die Feuchtigkeit im Inneren der Cannabisblüte weiter reduziert wird, bis sie ein ideales Maß erreicht.
Das Curing findet in Glasbehältern statt, wobei die Temperatur im Lagerraum und die Luftfeuchtigkeit in den Gläsern entscheidend für dessen Erfolg sind. Bis der Feuchtigkeitsgehalt in den Blüten durch das Curing auf ein optimales Maß reduziert wurde, können je nach Cannabissorte einige Wochen oder Monate vergehen.
Richtig angewandt stoppt das Curing nicht nur den Verfallsprozess, sondern sorgt auch für einen verbesserten Geschmack, ein intensiveres Aroma und eine erhöhte Potenz des medizinischen Cannabisprodukts.
Falls an die Nutzer:innen Cannabisblüten abgegeben werden sollen, ist die Verarbeitung nun abgeschlossen und die Extraktion der Cannabinoide findet automatisch beim Cannabis verdampfen – wie etwa mittels eines Vaporizers – statt. In allen anderen Fällen folgt nun gesondert die Extraktion der Cannabinoide sowie deren Weiterverarbeitung.
Eine der Gefahren beim Anbau von Cannabispflanzen ist der mikrobiologische Befall in Form von Schimmel, auf welchen immungeschwächte Personen besonders sensibel reagieren können. Der Anbau in gesäuberten Innenräumen mit streng kontrollierter Luftfeuchtigkeit kann Abhilfe schaffen, da er ideale Voraussetzungen für die Vermeidung von Schimmel bietet.
Potenziell problematisch ist auch die Fähigkeit der Hanfpflanze, Schwermetalle aus dem Boden aufzunehmen und zu speichern. Manche Sorten wurden eigens dafür gezüchtet, sodass der Konsum von Produkten dieser Cannabispflanzen gesundheitsschädlich sein kann.
Umso essenzieller ist beim Anbau von Cannabispflanzen die Auswahl von Flächen, die frei von Schwermetallen sind. Wichtig sind auch Qualitätsanalysen der Umgebungsluft. Bei der Wahl der Sorten sollten außerdem keinesfalls solche gewählt werden, die zur Aufnahme von Schwermetallen gezüchtet wurden.
Im Zusammenhang mit dem Anbau von Cannabispflanzen ist zudem ganz besondere Vorsicht bei der Verwendung von Pestiziden geboten. Da Cannabinoide und Pestizide einige ähnliche chemische Eigenschaften besitzen, könnten bei der Extraktion auch Pestizide wie etwa Fungizide und Insektizide gelöst werden.
Während es spezielle Verfahren gibt, um dem Cannabisprodukt die Pestizide wieder zu entziehen, empfiehlt es sich, für einen verantwortungsvollen Anbau von Cannabispflanzen ganz auf Pestizide zu verzichten und stattdessen auf natürliche Alternativen zu setzen.
Large-scale whole-genome resequencing unravels the domestication history of Cannabis sativa (Ren, Zhang et al., 2021)
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