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Key Facts
Vermutlich denken Sie bei der Darreichungsform von Arzneimitteln zuerst ebenfalls an Tabletten. Obwohl auch in Deutschland Cannabis als Medizin verschrieben werden darf, ist von Cannabis Tabletten aber keine Rede. Warum ist das so? Und könnten Patient:innen in der Apotheke womöglich bald Cannabis Tabletten kaufen?
Die wohl bekannteste Darreichungsform von Medizinalcannabis ist das Inhalieren der Cannabisblüten, wobei Patient:innen eine Reihe verschiedener medizinischer Cannabissorten zur Auswahl stehen. Die zerkleinerten Cannabisblüten können mittels eines Vaporizers verdampft werden.
Zu den gängigen Darreichungsformen von Medizinalcannabis zählt aber auch die orale Einnahme von cannabinoidbasierten Arzneimitteln oder Vollspektrumextrakten. Hier werden die Wirkstoffe für gewöhnlich über die Mundschleimhaut aufgenommen, sodass ein Wirkeintritt 15 bis 20 Minuten nach der Einnahme verzeichnet werden kann.
Während Cannabis Tabletten (noch) nicht zu den möglichen Darreichungsformen von medizinischem Cannabis zählen, kann die Einnahme von Cannabis Kapseln eine Alternative sein. Ärzt:innen können in Deutschland Canemes® Kapseln als Fertigarzneimittel verschreiben oder mit einem entsprechenden Vermerk auf dem Rezept anweisen, dass Dronabinol von der Apotheke als ölige Lösung in Kapseln ausgegeben wird.
Während Anwender:innen durch das Inhalieren von einer schnellen Cannabis Wirkung profitieren, kann die richtige Dosierung bei dieser Darreichungsform etwas Fingerspitzengefühl erfordern. Gesellschaftlich ist das Inhalieren von Medizinalcannabis zum Beispiel am Arbeitsplatz oft noch Stigmata unterworfen.
Die Einnahme von Cannabis Tabletten könnte sich als standardisierte Form der Verabreichung eignen, die für eine unkomplizierte Einnahme sorgt und eine leichte und genaue Dosierung verspricht. Außerdem würden Cannabis Tabletten durch ihre vertraute und diskrete Darreichungsform womöglich die Akzeptanz einer Therapie mit Medizinalcannabis erhöhen. Die Standardisierung der Cannabis Therapie durch Cannabis Tabletten könnte deren Kosten senken.
Nicht zu vernachlässigen ist zudem eine potenziell verlängerte Wirkdauer durch die orale Einnahme von Cannabis Tabletten oder Cannabis Kapseln. Während die Cannabis Wirkung bei der Inhalation innerhalb von zwei bis drei Stunden wieder abklingt, hält sie bei der oralen Einnahme in der Regel vier bis acht Stunden an.
Einschränkend muss hinzugefügt werden, dass Cannabis Tabletten sich nicht für Patient:innen mit Schluckbeschwerden eignen würden. Im Gegenzug zur planbaren Wirkung müsste zudem auf eine starke Individualisierung der Therapie verzichtet werden, wie sie etwa mit Cannabisblüten möglich ist.
In einer 2020 veröffentlichten Tierstudie untersuchten Forschende die Bioverfügbarkeit von Cannabis Tabletten an Ratten. Konkret handelte es sich dabei um sogenannte gastroretentive Cannabis Tabletten, die über Stunden im Magen blieben, sodass deren Wirkung nach und nach kontrolliert eintreten konnte. Im Vergleich zur Einnahme einer CBD Lösung stellten die Wissenschaftler:innen durch die verlängerte Absorptionsphase eine erhebliche Steigerung der Bioverfügbarkeit von CBD fest.
Nein, derzeit gibt es keine Cannabis Tabletten zu kaufen.
Allerdings verfügt die niederländische Firma Echo Pharmaceuticals über Patente von zwei Arten von Cannabis Tabletten, die sich gegenwärtig in klinischer Entwicklung befinden. Dabei handelt es sich um die THC Tabletten Namisol® und die CDB Tabletten Arvisol®. Wann und ob diese zugelassen werden können, ist unklar.
In Deutschland zugelassen sind seit 2017 Canemes® Kapseln. Deren Wirkstoff Nabilon ist eine synthetische Nachbildung des THC aus der Hanfpflanze. Da die Kapseln Brechreiz mindern, werden sie unter anderem Patient:innen verschrieben, die als Nebenwirkung ihrer Chemotherapie mit Übelkeit und Erbrechen zu kämpfen haben.
Quellen:Investigation of Cannabidiol Gastro Retentive Tablets Based on Regional Absorption of Cannabinoids in Rats (Izgelov, Freidman et al., 2020)
Noch gibt es keine Tabletten gegen Cannabiskonsum, die bei einer möglichen Cannabissucht helfen könnten. Trotz erster vielversprechender Ergebnisse sind hier weitere Studien nötig.
Auf Basis von § 31 SGB 5 dürfen Krankenkassen einen Antrag auf Kostenübernahme nur in Ausnahmefällen ablehnen. Alternativ ist unter anderem die Verschreibung von Cannabis auf Privatrezept möglich.
Unter anderem könnte Cannabis bei chronischen Schmerzen oder auch bei Kopfschmerzen und Migräne Anwendung finden. Ein Cannabis Rezept einlösen kann man in jeder Apotheke – vor Ort und online.
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