Cannabis und Sport: Passt das zusammen?

Seit 2003 befindet sich Cannabis auf der Verbotsliste der Welt Anti Doping Agentur. Die wichtigsten Infos zu den Hintergründen finden Sie hier.

Inhalt

Key Facts

  1. Seit der Veröffentlichung des ersten Welt Anti Doping Codes (WADC) steht Cannabis auf der Verbotsliste.
  2. Ob und inwiefern der Konsum von Cannabis und sportliche Leistungen zusammenhängen, ist umstritten und vermutlich auch von der Sportart abhängig.
  3. Derzeit prüft die Welt Anti Doping Agentur (WADA) den Status von Cannabis.

Glaubt man den landläufigen Klischees über Cannabis, handelt es sich bei Cannabis und Sport um keine besonders nahe liegende Kombination – schon gar nicht zur Leistungssteigerung. Trotzdem sah sich die US-amerikanische Medaillenhoffnung Sha’Carri Richardson 2021 nach einem positiven THC-Test mit Doping-Vorwürfen konfrontiert und verpasste dadurch die Teilnahme an den olympischen Spielen in Tokio.

Mit dem Fall der Sprinterin gewann eine Debatte an Brisanz, die in den USA vor dem Hintergrund der Opioidkrise schon zuvor brandaktuell war. Wir haben die aktuellen Regelungen zum Thema Cannabis und Sport zusammengefasst und geben einen Überblick über Studien, die den Zusammenhang zwischen Wirkungen und Nebenwirkungen von Cannabis und sportlicher Performance untersuchen.

Aktuelle Regelungen zu Cannabis und Sport

Vom Internationalen Olympischen Komitee wurde Cannabis 1999 als Dopingsubstanz verboten und befindet sich, seit deren erstmaliger Veröffentlichung im Jahr 2003, auf der Verbotsliste der Welt Anti Doping Agentur. Die Organisation, auch unter ihrer Abkürzung WADA bekannt, ist für Dopingkontrollen zuständig und arbeitet mit Spitzenverbänden, Ligen und Sportorganisationen zusammen.

Als Begründung für das Verbot gibt die WADA an, dass Cannabis ein Gesundheitsrisiko für Sportler und Sportlerinnen darstelle, das Potenzial habe, die Leistung zu steigern und gegen den Geist des Sports verstoße. Ergänzend muss angefügt werden, dass die Regelung zu Cannabis und Sport zu einer Zeit in Kraft trat, als der Konsum von Cannabis in fast allen Ländern verboten war.

2013 verzehnfachte die WADA den Grenzwert bei Urintests, indem sie ihn auf 150 Nanogramm THC pro Milliliter erhöhte. Damit trug sie dem Umstand Rechnung, dass Cannabis in einigen Ländern in der Zwischenzeit legalisiert worden war – was sowohl die Verwendung von Cannabis als Medizin als auch für den Freizeitkonsum betraf.
Nicht unter die Vorschriften der WADA fallen zum Beispiel große US-Ligen wie die NFL oder NBA. Diese haben ihre Regelungen zum Thema Cannabis und Sport in den vergangenen Jahren maßgeblich gelockert.

Cannabis und Sport: Wie könnte sich der Konsum auf die Leistung auswirken?

Inwiefern es zwischen Cannabis und sportlichen Leistungen einen Zusammenhang geben könnte, ist umstritten. Einerseits könnte das Inhalieren verdampfter Cannabisblüten Sportler:innen helfen, unter Druck bessere Leistungen zu erbringen, indem es die Entspannung und Ausgeglichenheit fördert.

Andererseits könnte Cannabis bei Sportler:innen die physische Leistung beeinträchtigen: Untersuchungen weisen darauf hin, dass Cannabis den Blutdruck erhöht sowie die Koordination verschlechtert.

Bei gefährlicheren Sportarten ist aufgrund der beruhigenden Wirkung von Cannabis eine Steigerung der Risikobereitschaft denkbar. Der Konsum von Cannabis könnte damit etwa beim Motorsport, Skiabfahrtslauf oder Downhill Radfahren zu besseren Wettkampfergebnissen, aber auch zu einem erhöhten Unfallrisiko führen – und damit für alle Beteiligten eine Gefahr darstellen. Am Beispiel der Leichtathletin Sha’Carri Richardson zeigt sich die potenzielle Problematik einer pauschalen Regelung für alle Sportarten.

Zur weiteren Erforschung des Gebietes „Cannabis und Sport“ gab die NFL im Februar 2022 bekannt, eine Million US-Dollar an zwei Forscherteams zu spenden. Unter anderem soll untersucht werden, ob Cannabis bei Schmerzen eine Alternative zu Opioiden darstellen könnte.

Bei CBD macht die WADA eine Ausnahme

Von der Verbotsliste der WADA entfernt wurde 2018 das Cannabinoid CBD, welches ebenfalls eine Wirkung auf das Endocannabinoidsystem hat, dabei aber keinen Rausch verursacht. Damit dürfen Sportler:innen CBD verwenden, sollten aber darauf achten, kontrollierte Produkte zu verwenden. Nur so können sie sichergehen, dass im CBD-Produkt lediglich vernachlässigbare Mengen an THC enthalten sind.

Während es Anhaltspunkte dafür gibt, dass CBD womöglich zur Verbesserung der Schlafqualität und Linderung von Schmerzen beitragen könnte, weist eine kleinere Studie der Sporthochschule Köln darauf hin, dass die Einnahme von CBD die Regeneration nach dem Krafttraining unterstützen könnte. Zugleich machen die Forschenden deutlich, dass für eindeutige Aussagen zur potenziellen Wirksamkeit von CBD für Sportler:innen weitere Untersuchungen vonnöten sind.

Cannabis und Sport: WADA prüft Status von Cannabis

Seit ihrer Einführung wurde die Verbotsliste der WADA einige Male überarbeitet, um auf aktuelle Entwicklungen einzugehen. Unter anderem als Reaktion auf den Fall Sha'Carri Richardson befasst sich die WADA derzeit mit einer Überprüfung des Status von Cannabis auf der Verbotsliste. Für das Jahr 2022 soll Cannabis aber in jedem Fall auf der Liste der verbotenen Substanzen bleiben.