Ob Cannabis bei einer Erkältung hilft oder schadet, ist wissenschaftlich nicht geklärt. Zwar wird Cannabis eine entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben, doch Entzündungen sind Teil der körpereigenen Abwehr. Eine zu starke Hemmung dieser Reaktion könnte die Genesung sogar verzögern. Zudem kann Cannabis mit Erkältungsmedikamenten wie Schmerzmitteln oder Hustenstillern wechselwirken, da dieselben Leberenzyme am Abbau beteiligt sind. Deshalb sollte die gleichzeitige Einnahme stets ärztlich abgeklärt werden.
Die wichtigsten Fakten auf einen Blick:
- Die Behandlung einer Erkältung erfolgt symptomatisch mit Ruhe, ausreichend Flüssigkeit und gegebenenfalls schmerzlindernden oder schleimlösenden Mitteln, da es keine direkte antivirale Therapie gibt.
- Es gibt derzeit keine Studien, in denen untersucht wurde, ob Cannabis bei einer Erkältung nützlich sein kann oder sogar schadet.
- Theoretisch kann Cannabis die Immunreaktion beeinflussen, sodass die Erkältung länger anhält.
- Während einer Erkältung sollte das Inhalieren von Cannabis vermieden werden, da Rauch oder Dampf die Atemwege zusätzlich reizen und die Heilung verzögern können.
Erkältung: Ursachen, Symptome und Verlauf
Eine Erkältung (grippaler Infekt oder akute obere Atemwegsinfektion) ist eine häufige Infektion der Schleimhäute in Nase, Rachen und ggf. Bronchien. In der Regel werden Erkältungsviren durch die Tröpfcheninfektion übertragen, also beim Husten, Niesen oder durch Speicheltröpfchen in der Luft. Auch Händeschütteln, gemeinsam benutzte Gegenstände (z.B. Türklinken) oder kontaminierte Oberflächen spielen eine Rolle.
Die Viren gelangen auf die Schleimhäute der Nase, des Rachens oder der Atemwege. Dort haften sie sich an Zellen und dringen in sie ein. Im Inneren der Zelle nutzen die Viren die zelluläre Maschinerie, um sich zu vermehren. Sie erzeugen also viele neue Viruspartikel. Diese neuen Viren zerstören die Wirtszelle oder bringen sie dazu, weitere Viren freizusetzen.
Das Immunsystem erkennt den Virusbefall und reagiert. Entzündungsmediatoren (Botenstoffe wie Interleukine, Zytokine) werden freigesetzt, um den Infekt zu bekämpfen. Diese Reaktion führt zu den typischen Erkältungssymptomen:
- Schnupfen, laufende Nase
- verstopfte Nase
- Husten (meist zunächst trocken, später evtl. mit Schleim)
- Halsschmerzen, Kratzen im Hals
- Heiserkeit
- Kopfschmerzen, Druckgefühl im Gesicht
- Gliederschmerzen, leichtes Krankheitsgefühl
- leichtes Fieber
- Müdigkeit, Erschöpfung
Meist verschlechtern sich die Symptome in den ersten zwei bis drei Tagen, erreichen dann ihren Höhepunkt und bessern sich in den folgenden Tagen allmählich. Dabei dauert eine einfache Erkältung häufig sieben bis zehn Tage. Der Resthusten kann auch länger bestehen bleiben.
Komplikationen, wie zum Beispiel Sinusitis, Bronchitis oder Mittelohrentzündung sind selten, aber möglich — besonders bei Risikogruppen (ältere Menschen, Menschen mit chronischen Erkrankungen).
Wie wird eine Erkältung behandelt?
Eine Erkältung wird symptomatisch behandelt, weil sie durch Viren verursacht wird und keine Medikamente zur Verfügung stehen, die den Infekt direkt heilen oder stark verkürzen können. Wichtig ist vor allem, dem Körper Zeit und Unterstützung zur Selbstheilung zu geben.
Ausreichend Schlaf und körperliche Schonung helfen dem Immunsystem, die Viren zu bekämpfen. Wichtig ist zudem eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (Wasser, Tee, Brühe), um den Flüssigkeitsverlust durch Fieber, Schwitzen oder Nasensekret auszugleichen. Außerdem hält Flüssigkeit die Schleimhäute feucht und erleichtert das Abfließen von Schleim.
Zur Anwendung können unter anderem Nasensprays, Halsschmerztabletten, evtl. hustenstillende Mittel (abends) sowie Paracetamol oder Ibuprofen zur Linderung von Kopf- oder Gliederschmerzen kommen.
Hilft Cannabis bei Erkältungen oder schadet es?
Bislang gibt es keine verlässlichen wissenschaftlichen Untersuchungen, die sich direkt damit beschäftigen, wie sich die Anwendung von Cannabis auf den Verlauf einer Erkältung auswirkt. Ob Cannabis bei einer Erkältung hilfreich sein könnte oder den Krankheitsverlauf verschlechtert, ist unklar.
Häufig wird Cannabis eine entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben. Ob diese Eigenschaft jedoch bei einer gewöhnlichen Erkältung tatsächlich von Nutzen ist, bleibt offen. An dieser Stelle ist auch wichtig zu verstehen, dass Entzündungen im Körper nicht automatisch etwas Negatives sind. Vielmehr sind sie ein wesentlicher Bestandteil der körpereigenen Abwehr.
Ein gutes Beispiel ist Fieber: Wenn die Körpertemperatur ansteigt, handelt es sich nicht um eine Fehlfunktion, sondern um einen bewussten Abwehrmechanismus. Durch die Wärme entsteht für Viren und Bakterien ein ungünstiges Umfeld, sodass sie sich schlechter vermehren können. Gleichzeitig arbeitet das Immunsystem in dieser Phase besonders aktiv, um die Krankheitserreger zu bekämpfen.
Wird dieser natürliche Prozess zu stark unterdrückt, etwa durch entzündungshemmende Medikamente oder theoretisch auch durch bestimmte Inhaltsstoffe von Cannabis, kann es passieren, dass die Abwehrreaktionen abgeschwächt werden. In manchen Fällen könnte dies sogar dazu führen, dass die Erkältung länger anhält.
Zwar weiß man aus anderen Zusammenhängen, dass Cannabinoide, insbesondere Cannabidiol (CBD) das Immunsystem beeinflussen können, jedoch ist unklar, in welchem Ausmaß dies speziell bei einer Erkältung hilfreich oder hinderlich ist. Bislang wurde dies noch nicht in fundierten Studien überprüft.
Aussagen dazu beruhen daher eher auf allgemeinen Annahmen zur Wirkung von Cannabis und nicht auf konkreten wissenschaftlichen Belegen in Bezug auf Erkältungskrankheiten.1, 2
Wechselwirkungen zwischen Cannabis und Erkältungsmedikamenten
Cannabis kann die Wirkung von Medikamenten verändern, sodass diese stärker oder schwächer als erwartet wirken. Besonders relevant ist das bei Schmerzmitteln wie Paracetamol oder Ibuprofen, da sie über dieselben Leberenzyme wie Cannabinoide abgebaut werden.
Auch bei anderen Erkältungsmitteln, etwa Hustenstillern oder abschwellenden Nasensprays, sind Wechselwirkungen mit Cannabis möglich. Da hierzu keine belastbaren Studien vorliegen, lassen sich mögliche Nebenwirkungen nur schwer vorhersagen. Um Risiken zu vermeiden, sollten Änderungen der Medikation oder die gleichzeitige Einnahme von Cannabis stets mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt besprochen werden.3
Medizinisches Cannabis während einer Erkältung pausieren – sinnvoll oder nicht?
Für Patientinnen und Patienten, die aufgrund chronischer Erkrankungen medizinisches Cannabis einnehmen, ist ein abruptes Absetzen während einer Erkältung meist nicht ratsam. Ein plötzliches Stoppen der Behandlung kann dazu führen, dass Schmerzen oder andere Symptome erneut stark auftreten.
Das bedeutet jedoch nicht automatisch, dass die Medikation zwingend unverändert fortgeführt werden muss. Ob eine Anpassung der Dosis oder eine vorübergehende Unterbrechung bei einer akuten Infektion angebracht ist, hängt in der Regel von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Verlauf der Erkältung, der Intensität der Grunderkrankung und dem allgemeinen Wohlbefinden.
Während manche Betroffene kaum Unterschiede spüren, kann bei anderen ein vorübergehendes Reduzieren der Medikation schnell zu einem Wiederauftreten der Beschwerden führen.
Generell gilt: Änderungen an der medikamentösen Therapie sollten immer in Absprache mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt erfolgen. Selbst kleine oder kurzfristige Anpassungen ohne ärztliche Rücksprache können den Krankheitsverlauf erheblich beeinflussen.
Cannabis-Inhalation bei Erkältung vermeiden
Das Einatmen von Cannabisrauch birgt ähnliche gesundheitliche Risiken wie Zigarettenrauchen. Auch wenn nur reines Cannabis verwendet wird, kann das Inhalieren die Atemwege reizen, zu Schleimansammlungen in den Bronchien führen und den Hals trocken und kratzig machen.4, 5
Während einer Erkältung ist dies besonders problematisch, da die Atemwege ohnehin entzündet sind, die Nase verstopft ist oder läuft, und das Atmen schwerfällt. Das Rauchen oder Verdampfen von Cannabis kann den Schleim in den Bronchien zusätzlich austrocknen, wodurch er schlechter abgehustet werden kann. Dies erschwert die natürliche Reinigung der Atemwege und kann die Erkältungssymptome verlängern. Außerdem bieten trockene und gereizte Schleimhäute eine günstigere Umgebung für Krankheitserreger, was das Risiko weiterer Infektionen erhöhen kann.
Auch hier sollte Rücksprache mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt gehalten werden. Ggf. kann während der Erkältung auf eine andere Anwendungsform (z.B. orale Einnahme mit Tropfen) umgestellt werden.
FAQ
Kann Cannabis bei Erkältung helfen?
Ob Cannabis bei einer Erkältung hilft, ist wissenschaftlich bisher nicht belegt. Da es die Immunreaktion möglicherweise abschwächt, könnte der Krankheitsverlauf sogar verlängert werden.
Ist Cannabis gut bei Husten?
Beim Husten oder einer Erkältung sollte das Inhalieren von Cannabis vermieden werden, da Rauch oder Dampf die Atemwege zusätzlich reizen und die Symptome verschlimmern können. Das kann die Heilung verzögern und das Risiko weiterer Infektionen erhöhen.
Ist Cannabis auch entzündungshemmend?
Cannabis, insbesondere Cannabidiol (CBD), wird eine entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben. Allerdings ist unklar, ob diese Wirkung bei einer Erkältung tatsächlich hilfreich ist, da Entzündungen Teil der körpereigenen Abwehr sind.
Quellenangaben
Henshaw FR, Dewsbury LS, Lim CK, Steiner GZ. The Effects of Cannabinoids on Pro- and Anti-Inflammatory Cytokines: A Systematic Review of In Vivo Studies. Cannabis Cannabinoid Res. 2021 Jun;6(3):177-195, Download vom 30.09.2025 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33998900/
Sunda F, Arowolo A. A molecular basis for the anti-inflammatory and anti-fibrosis properties of cannabidiol. FASEB J. 2020 Nov;34(11):14083-14092, Download vom 30.09.2025 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32885502/
Vázquez M, Guevara N, Maldonado C et. al, Potential Pharmacokinetic Drug-Drug Interactions between Cannabinoids and Drugs Used for Chronic Pain. Biomed Res Int. 2020 Aug 13;2020:3902740, Download vom 30.09.2025 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32855964/
Braymiller JL, Barrington-Trimis JL, Leventhal AM et. al, Assessment of Nicotine and Cannabis Vaping and Respiratory Symptoms in Young Adults. JAMA Netw Open. 2020 Dec 1;3(12):e2030189, Download vom 30.09.2025 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33351085/
Arlen MT, Patterson SJ, Page MK, Liu R et. al, Cannabis vaping elicits transcriptomic and metabolomic changes involved in inflammatory, oxidative stress, and cancer pathways in human bronchial epithelial cells. Am J Physiol Lung Cell Mol Physiol. 2025 Mar 1;328(3):L478-L496, Download vom 30.09.2025 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/39823205/
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