Cannabis bei Erkältung: Chancen, Risiken und was die Forschung sagt

Hilft Cannabis bei Erkältung? Erfahre, ob es Symptome lindern kann, welche Risiken bestehen – und warum Rauchen keine gute Idee ist.

Cannabis bei Erkältung: Chancen, Risiken und was die Forschung sagt

Wenn die Erkältungswellen rollen und die Grippe-Saison naht, suchen viele nach wirksamen Mitteln zur Linderung der Beschwerden. Doch kann Cannabis tatsächlich helfen, typische Symptome wie Schmerzen, Schlafprobleme oder Entzündungen abzumildern – oder birgt der Konsum gerade während einer Erkältung auch Risiken? 

Key Facts

  • Cannabis kann möglicherweise Symptome lindern, die im Zusammenhang mit einer Erkältung auftreten – etwa Schmerzen oder Schlafstörungen. 
  • Vom Rauchen ist bei Halsschmerzen oder Husten abzuraten, da der Rauch die bereits gereizten Schleimhäute zusätzlich belasten kann. 
  • Zur Wirkung von Cannabis bei Erkältungen gibt es bisher kaum wissenschaftliche Belege. Falls eine Anwendung infrage kommt, wird eher die Einnahme in Form von Ölen oder Edibles empfohlen.

Wie entsteht eine Erkältung eigentlich? 

Lange Zeit hielt sich der Mythos, Erkältungen würden allein durch Kälte verursacht. Doch das stimmt nicht: Tatsächlich können über 200 verschiedene Viren (1) eine Erkältung auslösen, wie die Forschung gezeigt hat. 

Die Erreger gelangen meist über die Atemluft in den Körper – etwa, wenn jemand in Ihrer Nähe hustet, niest oder einfach ausatmet. Mit jedem Atemzug können sie in die Atemwege vordringen und sich dort vermehren. Auch über die Hände ist eine Ansteckung möglich: Wer eine kontaminierte Oberfläche berührt und sich danach unbedacht ins Gesicht fasst oder etwas isst, riskiert ebenfalls eine Infektion. 

Typischerweise verläuft eine Erkältung in drei Phasen: 

  • Inkubationszeit (1–2 Tage): Ihr Immunsystem reagiert bereits auf die Erreger, auch wenn Sie noch nichts bemerken.
  • Akutphase (2–3 Tage): Jetzt machen sich die klassischen Symptome bemerkbar – laufende Nase, Halsschmerzen, Müdigkeit und Abgeschlagenheit.
  • Spätphase (7–8 Tage): Das Immunsystem setzt sich langsam durch. Sie fühlen sich noch geschwächt, aber die Beschwerden lassen allmählich nach.

Typische Symptome einer Erkältung 

Eine Erkältung zeigt sich meist durch eine Kombination mehrerer Beschwerden, die unterschiedlich stark ausgeprägt sein können: 

  • Halsschmerzen, teilweise verbunden mit Schluckbeschwerden
  • Schnupfen, laufende oder verstopfte Nase
  • Husten – anfangs trocken, später mit Auswurf 
  • Kopf- und Gliederschmerzen
  • Leichtes Fieber 
  • Allgemeine Abgeschlagenheit und Müdigkeit 
  • Heiserkeit oder ein Kratzen im Hals 
  • Häufiges Niesen 

Bei schwereren Verläufen können zusätzliche Beschwerden auftreten, zum Beispiel: 

  • Entzündung der Nasennebenhöhlen (Sinusitis)
  • Entzündungen im Rachen- oder Mandelbereich 
  • Mittelohrentzündung
  • Infektionen im Brustkorb (z. B. Bronchitis) 

Kann Cannabis bei einer Erkältung helfen? 

Ob Cannabis tatsächlich bei einer Erkältung unterstützt, lässt sich nicht pauschal beantworten – es hängt stark von der Schwere und vom individuellen Verlauf ab. Eine Erkältung ist grundsätzlich nicht sofort heilbar, sondern muss vom Körper überwunden werden. 

Dennoch gibt es Möglichkeiten, die Beschwerden zu lindern und den Heilungsprozess zu unterstützen: Neben klassischen Medikamenten wie Schmerz- oder abschwellenden Mitteln können auch Mineralstoffe und Vitamine hilfreich sein, etwa: 

  • Vitamin C 
  • Zink 
  • Vitamin D 
  • Magnesium 
  • Probiotika 
  • Vitamin E 
  • Holunder 
  • Vitamin B6 
  • Ginseng 

Auch Cannabis könnte – nach aktuellem Stand vor allem begleitend – dabei helfen, die Symptome einer Erkältung besser zu ertragen. Verschiedene Kulturen nutzen die Pflanze seit Jahrhunderten zur Behandlung unterschiedlicher Beschwerden. Einzelne in Cannabis enthaltene Wirkstoffe deuten darauf hin, dass sie bestimmte Erkältungssymptome positiv beeinflussen könnten. 

Cannabis bei Schlafproblemen 

Schlafstörungen gehören zu den typischen Begleiterscheinungen einer Erkältung. Obwohl der Körper ohnehin erschöpft ist, fällt das Einschlafen oft schwer – sei es durch Hustenreiz, eine verstopfte Nase oder unruhigen Schlaf mit häufigem Aufwachen. Die Folge: Am nächsten Tag fühlen Sie sich müde, abgeschlagen und schnell gereizt.

Cannabis könnte hier unterstützend wirken. Eine Studie aus dem Jahr 2014 deutet darauf hin, dass der Konsum von Cannabis die sogenannte Schlaflatenz verkürzen kann (2) – also die Zeit, die Sie zum Einschlafen brauchen. Zudem berichten Betroffene, dass sie durchschlafen und erholter aufwachen. Für manche Cannabis-Patient:innen kann daher eine abendliche Cannabis-Medikation hilfreich sein, um trotz Erkältung besser zur Ruhe zu kommen. 

Cannabis gegen Erkältungsschmerzen 

Kopf- und Gliederschmerzen zählen zu den klassischen Begleiterscheinungen einer Erkältung. Da Cannabis eine schmerzlindernde Wirkung zugeschrieben wird, könnte es dabei helfen, diese Beschwerden abzumildern. Eine Studie aus dem Jahr 2007 zeigte beispielsweise, dass CBD bei chronischen Entzündungen und neuropathischen Schmerzen wirksam sein kann (3) – wenngleich die Untersuchung an Mäusen und nicht an Menschen durchgeführt wurde. 

Auch neuere Forschungen bestätigen die Wirksamkeit von Cannabis bei neuropathischen Schmerzen, wobei insbesondere die Kombination aus CBD und THC vielversprechende Ergebnisse liefert. Wichtig zu wissen: Spezifische Studien zu Erkältungsschmerzen existieren bislang nicht. Ob Cannabis tatsächlich bei den typischen Schmerzen einer Erkältung helfen kann, ist daher noch nicht wissenschaftlich belegt. 

Cannabis und seine entzündungshemmende Wirkung 

Bei einer Erkältung sind meist die oberen Atemwege betroffen – sie entzünden sich und lösen so die typischen Symptome aus: Halsschmerzen, laufende Nase oder Gliederschmerzen. Verantwortlich dafür ist nicht direkt das Virus selbst, sondern die Reaktion Ihres Immunsystems. Die Entzündung dient als Abwehrmechanismus: Sie sorgt dafür, dass weiße Blutkörperchen schneller dorthin gelangen, wo die Viren sitzen. 

In vielen Fällen lassen sich diese Beschwerden mit klassischen nichtsteroidalen Entzündungshemmern (NSAR) behandeln. Doch auch Cannabis enthält Substanzen, die entzündungshemmend wirken können. Eine im European Journal of Pharmacology veröffentlichte Studie weist darauf hin, dass bestimmte Cannabinoide entzündungshemmende Prozesse im Körper aktivieren können (4). 

Halsentzündung und Erkältung: Warum Sie Cannabis besser nicht rauchen sollten 

Wenn Ihr Hals brennt und jeder Schluck weh tut, ist Rauchen – egal ob Tabak oder Cannabis – absolut kontraproduktiv. Der heiße Rauch trocknet die Schleimhäute zusätzlich aus, reizt die ohnehin entzündete Region und kann die Schmerzen sogar verschlimmern. In dieser Phase sollten Sie also konsequent auf das Rauchen verzichten.

Cannabis bei Fieber – ja oder nein? 

Anders sieht es bei Fieber aus: Hier verbringen Sie die Zeit ohnehin meist im Bett, unterstützen Ihren Körper mit viel Flüssigkeit und achten darauf, dass die Temperatur nicht über 39 °C steigt. Erste Hinweise deuten darauf hin, dass Cannabis möglicherweise dazu beitragen könnte, die Körpertemperatur zu senken – ähnlich wie klassische fiebersenkende Mittel wie Paracetamol. Doch die Forschung steckt an dieser Stelle noch in den Kinderschuhen. Ob und in welchem Ausmaß Cannabis tatsächlich fiebersenkend wirkt, ist bislang nicht ausreichend belegt. 

Vor- und Nachteile von Cannabis bei Erkältung 

Der Einsatz von Cannabis während einer Erkältung kann sowohl unterstützende Effekte haben als auch gewisse Risiken mit sich bringen. 

Mögliche Vorteile: 

  • Cannabis kann den Körper dabei unterstützen, besser mit der Virusinfektion umzugehen.
  • Es fördert Ein- und Durchschlafen, was die Regeneration des Immunsystems erleichtert.
  • Cannabidiol (CBD) besitzt antioxidative Eigenschaften, die den Körper entlasten können. 
  • Die entzündungshemmenden und antibakteriellen Effekte von CBD können typische Erkältungsbeschwerden abmildern. 

Mögliche Nachteile: 

  • Das Rauchen von Cannabis reizt die Atemwege und kann Husten sowie Halsschmerzen verschlimmern. 
  • Ein hoher THC-Gehalt kann Benommenheit und Schwindel hervorrufen. 
  • In manchen Fällen führt Cannabis zu erhöhter Schleimproduktion in den Bronchien, was zusätzlichen Hustenreiz auslösen kann. 

Cannabis bei Erkältung: Forschung noch ohne klare Antworten 

Während die Wissenschaft zunehmend mehr über die Wirkung von Cannabis auf Körper und Psyche herausfindet, bleibt der Zusammenhang zwischen Cannabis und Erkältungen bislang weitgehend ungeklärt. Hinweise auf entzündungshemmende Eigenschaften von Cannabis gibt es zwar bereits – diese könnten beispielsweise bei einer Nasennebenhöhlenentzündung hilfreich sein. Allerdings sind Entzündungen im Körper nicht per se negativ. 

Das zeigt sich insbesondere beim Fieber: Es handelt sich um eine gezielte Immunreaktion, bei der der Körper seine Temperatur erhöht, um Viren und Bakterien abzutöten. Wird diese Reaktion durch Cannabis möglicherweise abgeschwächt, könnte sich der Heilungsprozess verzögern. 

Bisher gilt jedoch: Diese Annahmen sind hypothetisch, da wissenschaftliche Belege fehlen. Konkrete Studien zum Einsatz von Cannabis bei Erkältungen gibt es derzeit nicht – vieles bleibt Spekulation. 

Rauchen ist tabu – welche Alternativen des Cannabis-Konsums gibt es bei einer Erkältung? 

Bei einer Erkältung sollten Sie unbedingt darauf verzichten, Cannabis zu rauchen. Das heißt jedoch nicht, dass Sie auf die potenziellen Vorteile der Pflanze verzichten müssen. Es gibt schonendere Konsumformen, die Ihre Beschwerden lindern können: 

  • Cannabis-Tee 
  • CBD-Öl 
  • Vaporizer 
  • Essbare Cannabisprodukte 

Damit wird klar: Cannabis kann bei einer Erkältung Fluch und Segen zugleich sein. Einerseits bietet es Möglichkeiten, Schmerzen, Entzündungen oder Schlafprobleme zu mildern – andererseits birgt das Rauchen erhebliche Risiken. Besser ist es daher, auf sanfte Alternativen wie CBD-Öl oder Tee zurückzugreifen. 

Hinweis: Grüne Blüte vermittelt Ihnen den Kontakt zu einer Ärztin oder einem Arzt, um gemeinsam zu prüfen, ob eine Cannabis-Therapie für Sie infrage kommt. Während einer akuten Erkältung stellen wir jedoch kein Cannabis-Rezept aus. 


Quellen
 

(1) Was ist eine Erkältung?

(2) Cannabis, Cannabinoids, and Sleep

(3) Der nicht-psychoaktive Cannabisbestandteil Cannabidiol

(4) Cannabidiol

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