
Share
Terpene verleihen Cannabis nicht nur seinen unverwechselbaren Duft – sie könnten auch die medizinische Wirkung entscheidend prägen. Dieser Ratgeber zeigt, welche Rolle sie spielen und wie sie therapeutisch genutzt werden können.
Key Facts
- Die in Cannabis enthaltenen Terpene sind weit mehr als bloße Aromaträger. Sie prägen nicht nur Duft und Geschmack, sondern können auch die Wirkung der Pflanze modulieren.
- In Kombination mit Cannabinoiden wie THC und CBD entstehen spezifische Wechselwirkungen, die gezielte therapeutische Effekte ermöglichen oder bestehende Wirkungen verstärken können.
- Dabei zeigt jedes Terpen ein eigenes Profil: Manche könnten beruhigende oder entzündungshemmende Eigenschaften besitzen, andere wiederum potenziell schmerzlindernd wirken.
Können Terpene die medizinische Wirkung gezielt unterstützen?
Terpene sind natürliche Verbindungen, die Cannabis seinen charakteristischen Duft und Geschmack verleihen. Doch ihre Rolle geht über das Aroma hinaus: In Kombination mit Cannabinoiden wie THC und CBD können sie die Wirkung der Pflanze ergänzen oder verstärken – ein Zusammenspiel, das als Entourage-Effekt bekannt ist.
Für Cannabis-Patient:innen eröffnet sich damit die Möglichkeit, eine Therapie individueller abzustimmen. Manche Terpene gelten als beruhigend oder entzündungshemmend, andere könnten schmerzlindernd wirken. Der folgende Ratgeber zeigt, welche Terpene besonders relevant sind, welche Eigenschaften ihnen zugeschrieben werden – und wie sie die medizinische Anwendung von Cannabis sinnvoll unterstützen könnten.
Terpene – und ihre Rolle im Cannabis
Terpene sind natürliche Duft- und Aromastoffe, die nicht nur in Cannabis, sondern in zahlreichen Pflanzen vorkommen. Der charakteristische Geruch einer Blüte oder der Geschmack eines Kräutertees – beides geht auf Terpene zurück.
Ihre Bedeutung erschöpft sich jedoch nicht im Aroma. In Verbindung mit den Cannabinoiden THC und CBD können Terpene die Wirkung von Cannabis beeinflussen und verstärken. Dieses Zusammenspiel wird als Entourage-Effekt bezeichnet. Ziel ist es, therapeutische Effekte gezielt zu modulieren – etwa zur Linderung von Schmerzen oder zur Unterstützung bei Depressionen.
Welche Wirkung letztlich erzielt wird, hängt vom jeweiligen Terpen-Profil ab. Da sich die Zusammensetzung von Sorte zu Sorte unterscheidet, eröffnet sich ein breites Spektrum an möglichen therapeutischen Anwendungen.
Terpene in der Natur und in der Cannabispflanze
Terpene finden sich in einer Vielzahl von Pflanzen – von Kräutern bis zu Zitrusfrüchten. In der Natur übernehmen sie wichtige Funktionen: Sie schützen vor UV-Strahlung und Schädlingen, zugleich locken sie Bestäuber an.
In der Cannabispflanze entstehen Terpene in den Trichomen, den kleinen harzreichen Drüsen an Blättern und Cannabisblüten. Ihre Zusammensetzung und Konzentration werden von mehreren Faktoren bestimmt – etwa den Anbaubedingungen, der genetischen Anlage oder dem Zeitpunkt der Ernte.
Gerade im medizinischen Bereich setzen professionelle Züchter:innen und Anbaubetriebe auf kontrollierte Verfahren, um gezielt bestimmte Terpenprofile zu entwickeln. So lassen sich Effekte verstärken und therapeutische Wirkungen präziser nutzbar machen.
Die Rolle der Terpene in der medizinischen Anwendung
In der medizinischen Nutzung von Cannabis gelten THC und CBD oft als die zentralen Wirkstoffe. Doch auch die Terpene verdienen Aufmerksamkeit: Sie können die Wirkung nicht nur ergänzen, sondern fein modulieren – ein Unterschied, der therapeutisch relevant sein kann.
Nach der Einnahme, etwa durch Verdampfen, gelangen die Terpene rasch in den Blutkreislauf. Dort interagieren sie mit Rezeptoren des Nervensystems und des Endocannabinoid-Systems. Über die Beeinflussung von Neurotransmittern wie Serotonin können so gezielte Effekte entstehen – bis hin zu einer möglichen Unterstützung der Schmerzlinderung.
Die Kraft des Entourage-Effekts – wenn Terpene und Cannabinoide zusammenspielen
Der sogenannte Entourage-Effekt beschreibt das Zusammenspiel von Cannabinoiden wie THC und CBD mit den in Cannabis enthaltenen Terpenen. In dieser Wechselwirkung können sich die Substanzen gegenseitig modulieren oder verstärken – mit dem Ergebnis, dass sich das therapeutische Potenzial erweitert.
Wie lässt sich dieser Effekt erklären? Terpene gelangen nach der Einnahme in den Blutkreislauf, binden an Rezeptoren des Endocannabinoid-Systems und beeinflussen zugleich, wie Cannabinoide aufgenommen und verarbeitet werden. So kann etwa Myrcen die Durchlässigkeit von Zellmembranen erhöhen – ein Mechanismus, der die Bioverfügbarkeit von THC steigern könnte.
Andere Terpene, wie Linalool, entfalten potenziell stimmungsaufhellende Eigenschaften. Für Patient:innen mit Angststörungen könnte diese Kombination eine zusätzliche Unterstützung bieten.
Damit wird deutlich: Für die therapeutische Wirkung von Cannabis ist nicht allein der Gehalt an THC oder CBD entscheidend. Auch das Terpen-Profil spielt eine maßgebliche Rolle – und macht den Entourage-Effekt zu einem Schlüsselfaktor in der medizinischen Anwendung.
Synergetische Effekte: Beispiele für das Zusammenspiel der Wirkstoffe
Kombination | Potenzieller synergetischer Effekt |
Beta-Caryophyllen + CBD/THC | Durch Bindung an die CB2-Rezeptoren könnten die schmerzlindernden und entzündungshemmenden Effekte von CBD und THC verstärkt werden. |
Limonen + CBD | Limonen wirkt stimmungsaufhellend und könnte in Kombination mit CBD angstlösende Effekte verstärken. |
Linalool + THC/CBD | Linalool ist für seine beruhigenden Eigenschaften bekannt. Gemeinsam mit THC oder CBD könnte es die entspannende Wirkung verstärken – hilfreich etwa bei Schlafstörungen. |
Myrcen + THC | Myrcen erhöht die Durchlässigkeit von Zellmembranen, wodurch THC schneller ins Gehirn gelangen und seine Wirkung – z. B. Entspannung oder Schmerzlinderung – entfalten könnte. |
Pinen + THC | Pinen besitzt entzündungshemmende Eigenschaften. In Verbindung mit THC könnte es die kognitive Leistungsfähigkeit unterstützen, etwa durch eine Verbesserung des Gedächtnisses. |
Mögliche Wirkungen von Cannabis-Terpenen
Terpene unterscheiden sich nicht nur in ihrem Aroma, sondern auch in ihren potenziellen Effekten. Sie können die Wirkung von Cannabis ergänzen, modulieren oder verstärken – je nach Zusammensetzung des Terpenprofils ergeben sich unterschiedliche therapeutische Ansätze.
Übersicht: Terpene, ihr Aroma und ihre mögliche Wirkung
Die folgende Zusammenstellung zeigt die am häufigsten vorkommenden Terpene in Cannabis – mit ihren charakteristischen Duftnoten und den ihnen zugeschriebenen Effekten:
Terpen | Geruch | Geschmack | Mögliche Wirkung | Vorkommen |
Alpha-Pinen | Kiefer, erdig, erfrischend | Kräuter, leicht erdig und bitter | Bronchienerweiternd, schmerzlindernd, entzündungshemmend | Kiefern, Rosmarin, Eukalyptus |
Beta-Pinen | Würzig, erdig, mit Noten von Dill u. Basilikum | Harzig, erdig, leicht bitter | Fördert kognitive Klarheit, unterstützt Konzentration | Kiefer, Zitrone, Muskatnuss |
Caryophyllen |
Würzig, pfeffrig, holzig | Holzig, scharf, leicht süßlich | Schmerzlindernd, entzündungshemmend | Schwarzer Pfeffer, Oregano, Basilikum |
Geraniol | Blumig, rosig |
– |
Antioxidativ, entzündungshemmend | Zitronengras, Rosen, Geranien |
Humulen | Holzig, erdig, würzig mit Kräutern | Leicht bitter, würzig | Schmerzlindernd, entspannend, fördert Kreativität | Koriander, Hopfen, Salbei |
Limonen |
Erfrischend, zitrusartig | Zitronig, süß, spritzig | Stresslösend, stimmungsaufhellend | Minze, Rosmarin, Kiefernnadeln |
Myrcen | Fruchtig, leicht würzig, erdig | Nelken, Mango, leicht süßlich | Entspannend, schlaffördernd, schmerzlindernd, angstlösend | Mango, Lorbeer, Thymian |
Ocimen |
Kräuterartig, holzig, süßlich |
Kräuter, süßlich, zitronig | Stimulierend, aufbauend, angstlösend | Minze, Basilikum, Petersilie |
Terpinol |
Blumig, leichte Kiefernote |
Würzig, süßlich, erfrischend | Antibakteriell, beruhigend | Rosmarin, Kümmel, Muskatnuss |
Terpene und ihre Wirkung auf den Menschen – Einblicke aus der Forschung
Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Terpenen steckt noch in den Anfängen. Erste klinische Studien liefern jedoch Hinweise auf ein therapeutisches Potenzial.
Cannabis-spezifische Terpene bei Schmerzen: Eine Untersuchung der University of Arizona Health Sciences befasste sich mit den Wirkungen bestimmter Terpene – darunter Alpha-Humulen, Beta-Caryophyllen, Beta-Pinen, Geraniol und Linalool – auf neuropathische Schmerzen. Die Ergebnisse zeigten, dass diese Verbindungen eine ähnliche Wirkung wie Morphin entfalten könnten, allerdings bei deutlich geringeren Nebenwirkungen.
Synergien mit Cannabinoiden: Forschende der University of California in San Diego prüften zudem, inwieweit Terpene die Wirkung von Cannabinoiden beeinflussen. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass Terpene die Bioverfügbarkeit von THC und CBD modulieren können – ein Mechanismus, der die therapeutische Wirksamkeit von medizinischem Cannabis verbessern könnte.
Welche Konsumformen begünstigen die Wirkung des Terpenprofils?
Die Art der Anwendung entscheidet maßgeblich darüber, wie gut sich ein Terpenprofil im Körper entfalten kann. Wichtig zu beachten: Hohe Temperaturen können Terpene verflüchtigen oder zerstören.
Verdampfen: Der Einsatz eines Vaporizers gilt als besonders geeignet. Er ermöglicht eine schnelle Wirkung und erhitzt die Cannabisblüten so, dass Terpene bei der richtigen Temperatur freigesetzt, aber nicht zerstört werden. Empfehlenswert ist ein Bereich von etwa 160 bis 200 °C.
Öle und Tinkturen: Auch diese Form trägt dazu bei, das Terpenprofil zu erhalten. Da die Präparate nicht erhitzt werden, bleiben die Wirkstoffe stabil. Zudem gelangen sie direkt in den Organismus und können so gezielt wirken.
Medizinisches Cannabis für ein stabiles Terpenprofil
Wer Wert auf ein verlässliches und hochwertiges Terpenprofil legt, sollte auf Cannabis in medizinischer Qualität zurückgreifen. Der kontrollierte Anbau unter streng überwachten Bedingungen stellt sicher, dass die enthaltenen Terpene und Wirkstoffe in stabiler und wirksamer Form vorliegen.
Entscheidend sind dabei optimale Rahmenbedingungen – etwa die Regulierung von Licht, Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Nur so lässt sich gewährleisten, dass die Pflanzen ihre therapeutisch relevanten Eigenschaften vollständig entfalten.
Quellen